Konflikte

Mit Konflikten umgehen

Konflikte als Chance statt als Krise

«Jeder hat ein langes, anstrengendes Leben gelebt, um endlich so unmöglich zu werden wie er ist. Akzeptieren Sie das!»

Stefan Czypionka, Managementtrainer

 

Unser Leben ist voller Konflikte, kleinere und grössere: im Arbeitsalltag, zu Hause, im Supermarkt wie im Sportstadion. Konflikte können überall entstehen, wo Menschen aufeinander treffen. Gerade in unserer Gesellschaft, die viel Wert auf Freiheit und Selbständigkeit legt, kommt es oft zu Konflikten. Sie sind geradezu ein Merkmal freier Gesellschaften. Konflikte gehören zum Leben wie die Missverständnisse bei der Kommunikation. Das Problem sind nicht die Konflikte,
sondern wie wir mit ihnen umgehen!

Konflikt als Chance

Wo immer es zu einem Konflikt kommt, besteht ein Klärungsbedarf und gleichzeitig immer auch die Chance zur Lösung des Konflikts. Wir Menschen sind (glücklicherweise) sehr verschieden. Wir haben verschiedene Bedürfnisse, Ansprüche und Vorstellungen, und diese Verschiedenheit bietet Nährboden für Streit und Auseinandersetzungen. Wer sich eine gewisse Grundoffenheit erarbeitet, mit der er andere wegen ihrer unterschiedlichen Ansichten nicht gleich verurteilt, sondern nur als anders wahrnimmt, bringt beste Voraussetzungen mit, positiv mit Konflikten umzugehen.

Konflikte vermeiden

Auch wenn sich Konflikte nie ganz vermeiden lassen, können Sie vorbeugen, indem sie folgende Punkte beachten:

Missverständnisse vermeiden
Viele Konflikte entstehen durch Missverständnisse über die jeweiligen Absichten. Was zum Beispiel für uns selbstverständlich ist, muss für andere nicht auch selbstverständlich sein.

Offen miteinander reden
Menschen, die miteinander arbeiten, sollten laufend offen miteinander reden. Treffen Sie zum Beispiel auch keine Entscheide, die andere betreffen, ohne diese vorher zu informieren.

Verständnis
Oft finden wir unsere Mitarbeitenden unmöglich – nur geht es denen mit uns genauso! Es ist vergebliche Liebesmühe, einander umerziehen zu wollen, also versuchen wir einander zu verstehen. Der bekannte Slogan «Ich bin okay, du bist okay» gilt auch in der Umkehrung: «Du bist unmöglich, ich bin unmöglich»!

Ehrlichkeit – Offenheit
Nichts schadet in Beziehungen mehr als Unredlichkeit. Gegenseitiger Mangel an Redlichkeit und Offenheit führt oft zu Distanz und Konflikten.MeinungsverschiedenheitenBei Meinungsverschiedenheiten gilt es stets zu objektivieren:Menschen und Probleme sind zu trennen, Sachinteressen und nicht Positionen gehören in den Mittelpunkt. Ein Wettstreit zwischen Meinungen ist fruchtbar, unter Menschen weit weniger!

Konfliktlösung im Team

Im beruflichen Alltag sind Konflikte innerhalb eines Teams keine Seltenheit. Es gilt, angemessen zu reagieren und gemeinsam eine Lösung zu finden.

Den Konflikt wahrnehmen

Ein Konflikt muss zuerst mal wahrgenommen werden. Das tönt zwar banal, ist aber oft gar nicht so einfach, denn zahlreiche Konflikte werden nicht offen und nicht lautstark ausgetragen.

Wenn Sie folgende Symptome erkennen wie Tränen,
laute aggressive Stimmen, grobe Scherze, tätliche Auseinandersetzungen und so weiter, dann wird Ihre Konflikt-Warnlampe bestimmt aufleuchten. Es gibt aber auch subtilere Symptome, die auf mögliche Konflikte hindeuten können:

  • Eifersucht, Misstrauen, Hohn, Abneigung unter Mitarbeitenden
  • Mitarbeitende, die nützliche Informationen zurückhalten n Mitarbeitende sprechen kaum oder nur in frostiger Atmosphäre miteinander
  • Mitarbeitende schotten sich ab, sind nicht erreichbar oder nur nach ihren eigenen Spielregeln
  • Mitarbeitende fehlen häufiger als üblich
  • Schlechte Arbeitsmoral und mangelhafte Produktivität, wobei die Gründe oft bei andern gesucht werden

Konflikt analysieren

Versuchen Sie zu ergründen,

  • worum es bei dem Konflikt überhaupt geht,
  • wie er bisher verlaufen ist und
  • wer alles involviert ist.

a) Worum geht es?
Wo liegen die Streitpunkte? Wie äussert sich der Konflikt?

Oft entzünden sich Konflikte auf einer besonderen Ebene, werden aber auf einer gänzlich anderen Ebene ausgetragen. Dies macht die Ursachenforschung nicht eben einfach.

b) Was ist bis jetzt passiert?
Besteht der Konflikt schon lange oder befindet er sich im Anfangsstadium? Sind die Konfliktparteien schon völlig entzweit oder besteht noch Gesprächsbereitschaft? Sind bereits Anstrengungen zur Konfliktlösung erfolgt?

c) Wer ist involviert?
Besteht der Konflikt zwischen Einzelpersonen? Haben sich bereits Gruppen gebildet? Handelt jemand stellvertretend für eine andere Person? Welche Interessen werden verfolgt?

Bereitschaft zur Konfliktlösung

Da sich verschleppte Konflikte in der Regel verschärfen und möglicherweise weitere Konflikte nach sich ziehen, empfiehlt sich rasches´Handeln und ein Konfliktgespräch. Eine erfolgreiche Lösung setzt aber voraus, dass beide Konfliktparteien gewillt sind, an einer Lösung mitzuarbeiten. Deshalb gilt es vorerst abzuklären, ob das Team den Konflikt aus eigener Kraft bewältigen kann oder ob das Beiziehen einer externen, von beiden Seiten anerkannten Vermittlungsperson notwendig ist. Direktbeteiligte können sich oft nicht selbst «aus dem Sumpf ziehen».

Konfliktgespräch vorbereiten

Dieses Gespräch muss von allen Beteiligten sorgfältig vorbereitet werden, das heisst alle Beteiligten klären individuell ihre eigene Position vor dem Gespräch (Wie erlebe ich den Konflikt? Was stört mich? usw.) und versuchen, sich auch in die andere Seite hineinzudenken.

Legen Sie Ort und Zeitumfang des Gespräches und eventuell weitere Teilnehmende gemeinsam fest.

Konfliktgespräch führen – Lösungen suchen

Alle Beteiligten sollen ihre jeweilige Sichtweise konkret und offen schildern können. Pauschale Anschuldigungen und vage Unterstellungen sind dabei nicht förderlich.

Auch wenn es sich um einen Beziehungskonflikt handelt, sollten die Emotionen möglichst «gebändigt» werden.

Beide Seiten versuchen, die Standpunkte der Gegenseite zu verstehen.

Sammeln Sie gemeinsam Lösungsmöglichkeiten, klären Sie die jeweiligen Vor- und Nachteile und bewerten Sie die Vorschläge.

Einigen Sie sich auf die beste Lösung und seien Sie sich bewusst, dass für eine solche meistens beide Seiten Kompromisse machen müssen.

Treffen Sie Vereinbarungen («Spielregeln»), wie Sie künftig miteinander umgehen wollen.

Konflikt nachbereiten

In einem späteren weiteren Gespräch überprüfen Sie die vereinbarten Massnahmen.
Haben die Massnahmen zur Konfliktlösung beigetragen oder muss «nachgebessert» werden?

Tipps für Ihr Verhalten in Konfliktsituationen

Sprechen Sie Probleme möglichst rasch an
Schlucken Sie Ihren Ärger nicht herunter und warten Sie nicht, bis sich genügend Frust und Probleme angesammelt haben. Machen Sie den ersten Schritt und bitten Sie um ein klärendes Gespräch. Beachten Sie, dass dieses Gespräch in Ruhe und nicht zwischen Tür und Angel stattfindet. Und beginnen Sie eine Diskussion nicht vor unbeteiligten Dritten.

Sprechen Sie Probleme offen an  
Machen Sie sich vor dem Gespräch Gedanken, welches Ihre eigentlichen Probleme oder Wünsche sind und reden Sie nicht um den berühmten «heissen Brei» herum! Verpacken Sie Ihren Ärger nicht in falsche Freundlichkeit oder Ironie, sondern äussern Sie Ihre Anliegen offen.

Miteinander sprechen
Nicht nur Sie haben das Recht, Ihre Anliegen vorzubringen, sondern auch Ihr Gegenüber! Soll Ihr Gespräch zu einer gemeinsamen Basis führen, müssen Sie auch zuhören können und den «gegnerischen» Standpunkt zur Kenntnis nehmen, ohne
stets dazwischen zu reden. Vielleicht werden Sie Ihr Gegenüber danach besser verstehen, vielleicht wird sich Ihr Konflikt als Missverständnis erweisen oder es finden sich zumindest Anknüpfungspunkte für eine für beide Seiten akzeptable Lösung.

Ruhig und sachlich bleiben
Versuchen Sie dabei stets sachlich zu bleiben und Ihr Gegenüber nicht zu beleidigen oder gar abzuwerten. Und rutscht Ihnen doch eine Beleidigung heraus, entschuldigen Sie sich sofort dafür. Wenn Sie unfair angegriffen werden, sollten Sie sich nicht auf dasselbe Niveau begeben und Gleiches mit Gleichem vergelten.

Eine Lösung finden
Lassen Sie sich nicht auf endlose Diskussionen ein. Machen Sie rechtzeitig Lösungsvorschläge. Droht das Gespräch hitzig zu werden, schlagen Sie ein weiteres Gespräch für später vor, eventuell in Anwesenheit einer Vermittlungsperson.

Gespräch, nicht Wettstreit
Ihr Gespräch soll weder die Frage «Wer ist schuld» klären  noch einen Sieger küren! Vielmehr wollen Sie gemeinsam eine Lösung finden, wie es weitergehen soll. Versuchen Sie also gemeinsam herauszufinden, wo die Ursachen Ihres Streites liegen und wie Sie in Zukunft besser miteinander klarkommen.

Es tut mir leid
Sollten Sie im Verlaufe des Gesprächs merken, dass Ihr eigenes Handeln die Ursache des Konfliktes war, dann stehen Sie dazu, unabhängig in welcher Stufe der Hierarchie Sie stehen.

Konflikt als Chance!
Wenn Sie den Mut aufbringen, vermeintlich unangenehme Themen konsequent aufzugreifen und anzusprechen, Konflikte als Chance zur gemeinsamen Veränderung begreifen, dann werden Sie gemeinsam nicht nur eine Lösung finden, sondern auch einiges dazulernen, wie zum Beispiel über den «eigenen Schatten» zu springen.